Wie lernen wir?
Gleich in meinem ersten Job nach dem Studium hatte ich ein interessantes Erlebnis, das meine Sicht aufs Lernen vollkommen veränderte.
Mein Chef schickte mich auf ein Unix-Seminar.
Er hatte noch Budget für sowas und außerdem musste jeder Mitarbeiter auch eine gewisse Quote an Seminaren erfüllen. Ich hatte von Unix keine Ahnung - es passte also. Abgesehen nur von dem kleinen zu vernachlässigenden Problem, dass ich Unix eigentlich gar nicht brauchte.
Ich freute mich auf das Seminar: schönes Tagungshotel, gutes Essen, interessante, neue Menschen, eine ganze Woche nicht arbeiten müssen. Es war auch nicht billig: Es kostete 4.400 DM.
Allerdings lief es nicht ganz so, wie meine Vorfreude es erwarten ließ: Es war sterbenslangweilig. Der Tag zog sich endlos in die Länge und ich lernte - so gut wie gar nichts. Spätestens 4 Tage, nachdem ich wieder zu Hause war, hatte ich alles restlos wieder vergessen, von dem Wenigen, das ich überhaupt gelernt hatte.
Einige Monate später brauchte ich Unix dann aber doch. Von meinem Seminar waren allerdings keine Erinnerungen mehr abrufbar, außer vielleicht an das schöne Hotel und das gute Essen.
Ich legte also einfach los ohne weiteres Vorwissen. Informationen, die ich brauchte, suchte und fand ich im Internet. Und was soll ich sagen: Nach höchstens 3 Tagen war ich ein Unix-Experte. Ich wusste sehr viel mehr als ich aus dem Seminar je hätte mitnehmen können - selbst wenn ich alles behalten hätte. Und ich hatte nebenbei auch noch meine Arbeit gemacht.
Was sagt uns dieses kleine Erlebnis?
Wissen fliegt uns mühelos zu, wenn wir es konkret brauchen.
Brauchen wir es nicht, können wir es getrost vergessen und müssen uns auch mit Lernen gar nicht abquälen.